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BNN 2011-02-10: Mitreißend vorgetragen

Wenn Techniker jazzen: Packendes Konzert der Uni-Big-Band in der Festhalle des KIT

Wenn das kein Bilderbuchstart ist: Von null auf hundert in wenigen Takten! Aus einem kurzen, in sich ruhenden Intro heraus stürzt sich die Uni-Big-Band in einen funky groovenden Bläsersatz, akzentuiert mit Wah-Wah-Gitarre, knackigen Basslines und Saxofon-Solo. Dem Stück aus dem Repertoire von Jaco Pastorius hört man nicht nur seine Herkunft an es lässt in dieser griffigen Umsetzung auch niemanden kalt! Bevor man ansatzweise darüber nachdenken könnte, ob die Uni-Big-Band seit einiger Zeit streng genommen nicht eher KIT-Big-Band heißen müsste, fängt der Körper schon mit rhythmischen Zuckungen im Beat an und die Logik hat zugunsten des Musikgenusses erst einmal Pause. Das Ensemble unter der Leitung von Günter Hellstern liefert nach dem richtungsweisenden ersten Titel noch zahlreiche weitere packende Stücke im Festsaal am Adenauerring ab. Ob das vertrackte, rasant davonschwirrende 'Who Knew' von Matt Harris, zahlreiche Arrangements von Peter Herbolzheimer (klasse: das buchstäbliche 'Bandfire') oder die obligatorischen Latin-Nummern: Besonders die Instrumental-Solisten belegen, dass Jazz auch durch eigentlich 'fachfremde'Studenten des technisch-naturwissenschaftlich geprägten Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) mitreißend vorgetragen werden kann. Mehr noch: Mit 'Velvet' hat die Big Band erneut ein Stück von David Bermbach im Programm, der gleichermaßen als Musiker und Komponist aus den eigenen Reihen auf sich aufmerksam macht. Überraschend etwas hinter den Erwartungen zurück bleibt Marianne Martin, langjährige Sängerin der Uni-Big-Band, die gerade in den Scat- und Impro-Teilen mit Intonationsschwierigkeiten zu kämpfen hat. Was die aufgeweckte Deutsch-Brasilianerin in Sache Bühnenpräsenz und Klangfarbe wirklich auf dem Kasten hat, kommt eigentlich nur in der von Günter Hellsternggeschriebenen und am Klavier untermalten Trio-Nummer 'Blue Shadow' voll zur Geltung. Die filigrane Ballade mit sehr melancholischem Unterton ist eines der Highlights des gut zweistündigen Konzerts auch aufgrund des ausdrucksstarken Saxofonspiels von Lorenz Rossmann, das den bewegend emotionalen Gesang perfekt aufgreift und weiterführt.

(BNN: Elisa Reznicek)

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