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BNN 1996-07-06: Rasch erstrahlendie Gesichter

Ein Konzert der Uni-Big-Band

In ruhiger Erwartung saßen die Zuhörer auf den Stühlen des Festsaals im Studentenhaus der Universität. Allzu ruhig fand Günter Hellstern, der mit der Uni-Big-Band angetreten war, um genau diese Leute von den Stühlen zu holen. Auch als die Band eine kleine taktische Verspätung einlegte - keine Unruhe, keine Rufe nach der Band. War es das schwüle Wetter oder die akademische Zurückhaltung? Es gehört zu Charme dieser Big Band und ihres Leaders, daß sie es schafft, innerhalb kürzester Zeit die Gesichter zum Strahlen und die Füße zum Wippen zu bringen. Beim diesjährigen Sommerkonzert brauchte es gerade mal den swingenden Auftakt mit "Get It To Go" von Maynard Ferguson, der sein Tempo rasch nach bester Bebop-Manier steigerte. Wie jedes Jahr werden die Karlsruher auch in diesem Sommer in Montreux beim internationalen Jazzfestival aufspielen, und dabei nicht zuletzt den guten Ruf der hiesigen Universität in der Schweiz mehren. Daß der Rektor der Fridericiana eine Vorliebe für Swing hat, sei hier nur am Rande erwähnt. Montreux sorgt auch für so manche musikalische Inspiration, und es bereitete nicht nur der Band sichtliches Vergnügen nach Art der amerikanischen High-School-Bands den Baß, Rhythmus und Ton angeben zu lassen. Vielmehr ließ sich das Publikum gerne von einem amerikanischen Powder Keg musikalisch über den großen Teich führen. Überhaupt bietet die Uni-Big-Band, die für ihre ausgewogene Gewichtung von Bläsern und Rhythmusgruppe bekannt ist, in diesem Sommer ein besonders abwechslungsreiches Programm, bei dem sich europäische Spielarten des Jazz, etwa in den bewährten Arrangements von Peter Herbolzheimer mit südamerikanischen Salsarhythmen mischen. Wenn sich dabei Swing und Latinjazz in rasantem Wechsel den Vorrang streitig machen, wenn dieser Wettstreit um heiße Rhythmen dann letztendlich von einem virtuos geblasenen Trompetensolo (Günter Hellstern) "entschieden" wird, dann kommt Stimmung auf im Saal. Die Soloeinlagen, etwa der bewährten Rockröhre Judith Hendos, die mit ihren gefühlvollen Interpretationen ("Fly Me To The Moon", "The End Of A Love Affair", und einem mit Querflöte und Salsarhythmen völlig überraschend daherkommenden "Fever") dem Konzert die glanzlichter aufsetzte, wurden durch den Perkussionisten Hector Rene Colon noch überboten. Der gebürtige Kubaner, der der Uni-Big-Band in einem Percussion-Workshop gleichsam die Trommelschläge gelehrt hat, lieferte sich mit Markus Faller einen improvisierten Schlagabtausch, der bei den Zuhörern und den Zuhörerinnen nur eines hinterlassen konnte: Begeisterung.

(BNN: Jwe)

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