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BNN 1994-02-16: Mit viel Begeisterung und Spielwitz zum Erfolg

Die Uni-Big-Band des Collegium Musicum gab ein Konzert im Karlsruher Gerthsen-Hörsaal

Weder der Fasching noch die Kälte konnten rund 600 Jazzbegeisterte davon abhalten, in den Gerthsen-Hörsaal der Universität zu kommen: Die Uni-Big-Band des Collegium Musicum hatte zum Konzert geladen. Unter der Leitung von Günter Hellstern boten 25 Amateurmusiker, meist Studenten der Fridericiana, eine musikalische Leistung, die ihresgleichen sucht. Nicht nur das instrumentale Können, sondern auch besonders die Begeisterung, mit der die jungen Jazz-Akademiker Rock, Blues, Afro-Jazz oder Latin-Funk in Szene setzten, rissen die Zuhören immer wieder zu frenetischem Beifall hin. Traditionelle Swing-Titel wie "Fever" von John Davenport oder "Lover for Sale" von Cole Porter wechselten sich ab mit eigenen und eigenwilligen Arrangements und Interpretationen der Formation. So eröffnete die Darbietung von Duke Ellingtons "Caravan" ganz neue musikalische Dimensionen. Herausragend, nicht nur bei diesem Titel, Michael Haug am Tenorsaxophon. Unverkrampft, spielerisch und scheinbar mühelos stellen sich diese jungen Musiker musikalischen Herausforderungen jeglicher Couleur. Dabei ist technische Perfektion - die meisten sind Studenten der Ingenieurwissenschaften - für die jungen Männer und Frauen eine Selbstverständlichkeit. So geriet die Eigeninszenierung des als Ethno-Jazz angekündigten Stückes "Serengeti" nach einem Arrangement von Paul Lopez zu einem rhythmischen Ereignis. Bereits Komponist Billy Mitchell hatte die für die ostafrikanische Musik typische Rhythmusverschiebung nachvollzogen. Die Karlsruher Jazz-Musiker erweiterten nun diesen Rhythmus-Komplex um eine weitere Dimension: Nach einer musikalischen Einleitung mit Flügelhorn (Günter Hellstern), Glocke (Sylvia Hellstern) und Schlagzeug (Hadi Räuber) in drei verschiedenen Rhythmen, die gegeneinanderlaufen, vollzog die Band alle drei Takte nach, setzte sie gegeneinander und überlagerte sie mit melodischen Elementen. Nicht nur in der hiesigen Musikszene ist die Big Band bereits ein Begriff. Im vergangenen Jahr traten die jungen Musiker als einzige deutsche Formation beim Festival in Montreux auf (wir berichteten). Ihre Musik ist jedem Hörer zugänglich, auch wenn die Band immer offen für eigene Improvisationen ist. Eine Kostprobe von Spontanität und Improvisation erhielt das Publikum, als Sängerin Judith Hendos, die trotz einer starken Angina aufgetreten war, ganze Passagen auslassen mußte. Die völlig frei improvisierten Flügelhorneinlagen von Bandleader Günter Hellstern rissen das Publikum buchstäblich von den Stühlen.

(BNN: Jule)

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