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BNN 1997-02-06: Längst den eigenen Stil gefunden

Die Big Band der Universität gab ein Semesterkonzert.

Peter Herbolzheimer läßt zwischendurch immer wieder schön grüßen, wenn die Uni-Big-Band aufspielt. Längst hat sich jedoch diese Formation ihre eigene Jazzidentität auch in Form einer individuellen Klangcharakteristik gegeben und läßt sich vor allem stilistisch nicht festnageln. Viermal wurde sie bereits zum Jazzfestival nach Montreux eingeladen. In diesem Sommer heißt das Reiseziel ihres Auslandsgastspiels Ungarn. Zusammen mit der Uni-Big-Band Budapest dürfte dann eine geballte Jazzladung zu erwarten sein. Mit markanten Soli im dynamischen Wechselspiel färbt sich der 'Blues in Latin' ein, um dann ins Finale einen rauschenden Bogen zu ziehen, der das Stück schließlich humorig aushaucht. Überhaupt steht der Humor -der Ankündigung des Big-Band-Leiters Günter Hellstern zum Trotz, daß diesmal keine eingebauten Gags mit von der Partie seien - auch diesmal im Vordergrund. Da dividieren sich in 'schmerzlichen' Dissonanzen die Posaunisten auseinander, bis Hellstern endgültig abwinkt. Judith Hendos, altbewährte Uni-Big-Band-Vokalistin, demonstriert ihr Können in mehrfacher Hinsicht: Als variierende Kopf- und Bruststimmensängerin, als ungemein ausdrucksstark interpretierende Vokalistin und schließlich als phantasievolle Scatterin. In Electric` City von Chick Correa dann zauberhaft-bizarre Instrumentensoli und eine Judith Hendos, die ihre Vokaleinsätze in Hochform darbietet. Eindrucksvoll die gelungene Mischung aus Salsa-, Samba-und Rhumba-Anflügen. Eine durch und durch prägnant-mitreißende Latinfusion. Ohnehin sind die Big-Band-Mitglieder inzwischen ausgewiesene Kenner und Könner in punkto Latinjazz. Rhythmusgefühl für diese Stilrichtung beweist auch der 'echte' Universitätsrektor Sigmar Wittig, der zusammen mit dem zunächst als Rektor vorgestellten Percussionsten Hector Rene Colon für seinen percussiven Einsatz tosenden Applaus erntet. 'Ich habe nicht gewußt, auf was ich mich da einlasse, bemerkt Sigmar Wittig mit einem leicht düpierten Blick in den Zuschauersaal, als er die Bühne betritt. Kein Grund zur Sorge, wie sich herausstellt. Das Unioberhaupt kann durch ein ausgeprägtes Feeling und vor allem durch passable Akzentuierungen sowie rhythmische Kontinuität überzeugen. Und wie er selbst bestätigt: in einer Nacht kann man 'Latino' werden.

(BNN: Ulrike Koop)

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